URL dieser Seite:
http://www.kf-kopp.de/publikationen/vortraege/von-der-geschichte-der-kuenstlichen-niere-artificial-kidney/

© 2011- 2024 - Alle Rechte vorbehalten - Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Autors

Von der Geschichte der Künstlichen Niere (Artificial Kidney)

Vortrag von Prof. Dr. K.F. Kopp am 25.3.2015 - english version

Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) gab bereits den Anstoß zur Entwicklung eines medizinischen Geräts, später genannt „Künstliche Niere“, das durch  „Dialyse“ Urämie-Stoffe aus dem Körper von Patienten mit Nieren-Versagen entfernen sollte.

Viele der schwer verwundeten Soldaten starben nicht an den schweren Verletzungen, sondern letztlich an einem damals noch unerklärlichen Akuten“ Nieren-Versagen

Im Ersten Weltkrieg gab es zudem noch einen weiteren Grund für ein Versagen der Nieren: Eine unter den Soldaten aller Fronten grassierende, besonders schwere Form einer beidseitigen, meist tödlichen, Nieren-Entzündung, die sog. Feld-Nephritis, mitbedingt durch die katastrophalen hygienischen Verhältnisse in den Schützengräben und auf den Schlachtfeldern.

Nieren-Versagen ist gekennzeichnet durch:

  1. Der Patient kann keine Flüssigkeit, d.h. Urin ausscheiden, weil die kranken Nieren keinen Urin mehr bilden können.
  2. Jegliche dem Körper zugeführte Flüssigkeit staut sich auf und führt letztlich durch Ansammlung von Wasser in der Lunge (= Lungenödem) zum qualvollen Ersticken.
  3. Endprodukte aus dem Stoffwechsel  der mit der Nahrung zugeführten Eiweiße, Kohlehydrate und Fett, werden über den Urin nicht mehr ausgeschieden und reichern sich im Körper an und führen zur Harn-Vergiftung (= Urämie > Endzustand Tod im Coma).

Problem:

Eine medizinisch-künstliche Methode (Artificial Kidney) finden, um 

  1. die Flüssigkeit und 
  2. die Urämie-Gifte aus dem Körper des Patienten zu entfernen, in der Hoffnung auf eine Erholung der Nierenfunktion.

Notwendige Voraussetzungen:

Notwendige Voraussetzungen:Wissenschaftliche, biomedizinische Meßmethoden mußten entwickelt werden, um die im Körper des Patienten stattfindenden Veränderungen zu messen. 

Diese Ergebnisse lieferte die medizinisch-klinische Labormedizin aufgrund von  Analyse-Geräten für Blut und für andere Körperflüssigkeiten.

Gleichzeitig mußten verfahrenstechnische Methoden entwickelt werden, um Flüssigkeit und Urämiegifte aus dem Körper des Patienten zu entfernen. 

Aufgrund der theoretischen Grundlagen von Osmose und Diffusion des schottischen Chemikers Thomas GRAHAM (1805-1869) in Glasgow  wurden Dialyse-Verfahren mittels komplizierter Apparaturen entwickelt, mit denen dies zunächst im Tierexperiment versucht wurde.

Prinzip:

In einem Gefäß sind zwei unterschiedlich konzentrierte Lösungen durch eine selektiv permeable Membrane getrennt. Ein Konzentrationsausgleich findet dann nur für diejenigen Teilchen in den Lösungen statt, welche die Membrane passieren können. 

Diesen Vorgang bezeichnet man als selektive Diffusion. Er findet bei der Dialyse Anwendung. Hierbei befindet sich Blut, getrennt durch eine Membran mit einer Spüllösung im Konzentrationsausgleich.

Die mögliche Nutzanwendung zum Zwecke der „Vividiffusion“ zur Regulierung des Inneren Milieus wurde bereits 1854 von Thomas GRAHAM erkannt und in "On the osmotic force" publiziert (siehe Abbildung 1).

Über erste vorklinische Haemo-Dialysen  an Kaninchen berichtete J. J. ABEL (1859-1938) in den USA (Abb. 2)

JOHN J. ABEL, LEONARD G. ROWNTREE, and B. B. TURNER

On the removal of diffusible substances from the circulating blood of living animals by dialysis
Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, vol. 5, pp. 275-316, 1913-1914

Page 276: J. J. ABEL, L. G. ROWNTREE AND B. B. TURNER

….as they are poured into it, without at the same time removing proteids or cellular elements, can we accumulate them in sufficient amounts for study. Again, there are numerous toxic states in which the eliminating organs, more especially the kidneys, are incapable of removing from the body at an adequate rate, either the autochthonous or the foreign substances whose presence in excessive amount is detrimental to life processes. In the hope of providing a substitute in such emergencies, which might tide over a dangerous crisis, as well as for the important information which it might be expected to provide concerning the substances already referred to as normally present in the blood, and also for the light that might thus be thrown on intermediary stages of metabolism, we have devised a method by which the blood of a living animal may be submitted to dialysis outside the body, and again returned to the natural circulation without exposure to air, infection by micro-organisms, or any alteration which would necessarily be prejudicial to life. The process may be appropriately referred to as "vivi-diffusion." The apparatus constitutes what has been called an artificial kidney in the sense that it allows the escape of the diffusible constituents of the blood, but it differs from the natural organ in that it makes no distinction between these constituents, the rate of their elimination being presumably proportional to the coefficients of diffusion. It will be shown, however, that any given constituent of the blood, as urea, sugar or sodium chloride can be retained in the body by a simple expedient when so desired. Our first demonstration of vividiffusion performed on a rabbit ran successfully for two hours and was given before colleagues in Baltimore on November 10, 1912. On May 6, 1913, we read a paper with the above title before the Association of American Physicians1 in Washington and during the past summer demonstrations of the method were given by us in London2 and in Groningen. Various circumstances have combined to hinder us from giving until now the details of our method. Trans, Assoc. Amer. Physicians, 1913, British Med. Journ., Aug. 11, 1913. This paper describes successful hemodialysis through celloidin dialysis tubes immersed in solutions of sodium chloride ("artificial kidney"). It also includes the technique for preparing the anticoagulant hirudin from leeches.

In Europa, etwa zeitgleich mit J.J. Abel in den USA, führte Georg Haas (1886 – 1971);  (Abb. 3) in Straßburg Haemodialyse-Experimente an Kaninchen und Hunden durch, ohne von den Arbeiten Abels etwas zu wissen. 

Erst nach Ende des Krieges konnte Haas seine Arbeiten in Gießen fortsetzen, wo im Oktober 1924 die erste Haemodialyse-Behandlung eines Menschen stattfand (Abb. 4)

Die folgende Abbildung zeigt die von G.Haas verwendete Dialyse-Apparatur. Insgesamt hatte Haas 11 chronisch nierenkranke Patienten behandelt, die durch die Dialysebehandlungen deutliche Besserungen zeigten, letztlich aber an dem terminalen Nierenversagen verstarben.

Wegen der bornierten Ignoranz und fehlender Unterstützung an der Universitätsklinik Gießen konnte Haas seine Arbeiten nicht fortsetzen, wo sie bald in Vergessenheit gerieten.

Erst nachdem Willem Johan (PIM) Kolff (1911 – 2009) (Abb. 8) seine erste erfolgreiche Haemodialyse-Behandlung 1945 in Kampen in Holland durchgeführt hatte, begann man sich in Europa wieder für die Anwendung der Künstlichen Niere zu interessieren.

In Hamburg entwickelte C. Moeller 1948 zusammen mit einem Freund und Techniker Helmut Köhling eine eigene Dialyse-Apparatur, mit der am 8. März 1950 die erste erfolgreiche Haemodialyse in Deutschland durchgeführt wurde. In den darauffolgenden 10 Jahren fuhren Moeller und Köhling mit einem eigenen Gerätewagen durch ganz Deutschland und führten an 62 verschiedenen Kliniken Dialysebehandlungen durch.

Technisch war Moellers Apparatur anfangs sowohl der von W.J. Kolff entwickelten „rotating drum kidney“  wie auch dem von dem Schweden Nils Alwall entwickelten Gerät deutlich überlegen. Gegenüber der raschen Weiterentwicklung der Kolff-Niere in den USA verlor die Moeller-Niere jedoch aufgrund der bornierten Lethargie in Deutschland jegliche Bedeutung. 

W.J. Kolff emigierte 1950 in die USA, zunächst nach Cleveland. Seine rotating drum kidney wurde in Boston im Peter-Brigham-Hospital in Form einer Edelstahl-Version technisch weiterentwickelt und kam im Korea-Krieg (1951- 1953) bei schwer-verwundeten und wie sich erst 1978 herausstellte, mit dem Hantaan-Virus infizierten amerikanischen Soldaten mit Nierenversagen erfolgreich zum Einsatz. 

In Cleveland gelang ihm 1955 die Entwicklung des ersten Spulen-Dialysators für den Einmal-Gebrauch, die sog. Twin-Coil-Kidney, die kommerziell von der Firma Travenol produziert und weltweit vertrieben wurde.

Zusammen mit der Recirculating-Single-Pass RSP Tank-Niere von Travenol fand diese Künstliche Niere weltweite Verbreitung.

This fully integrated dialysis delivery system was developed by Travenol Laboratories for use by hospitals and for home dialysis. The initial cost of the system was $1,400, and over 3,500 of these devices were produced and used all over the world.

The machine required that the bath be mixed each time. The reservoir contained 120 liters of water and concentrate. Many centers used ordinary tap water. The treatment time was six hours and the patient was treated from one to three times a week depending on the condition of the patient.

This type of machine utilized the coil type dialyzer and it was later modified to use the hollow fiber dialyzer. The "Travenol RSP" is the term used to describe this hemodialysis system. It means single pass recirculating hemodialysis machine.

Ab 1967 lebte und arbeitete W.J. Kolff (genannt PIM) in Salt Lake City/Utah als „Head of the Division of Artificial Organs” Department of Surgery, University of Utah. 

Mit einem Team von 30 bis 40 Mitarbeitern arbeitete er dort an der Entwicklung der verschiedensten Künstlichen Organe, wobei sein Hauptinteresse bis an sein Lebensende dem Kunstherzen (Artificial Heart) galt.

Kolff, der von meinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und Verbesserungen der Künstlichen Niere in Frankfurt/Main erfahren hatte, berief mich und meine Familie kurzerhand an die University von Salt Lake City/Utah, USA. So hatte ich persönlich von 1970 bis 1972 Gelegenheit bei Prof. Kolff  in Salt Lake City zu arbeiten, der es mir auch ermöglichte, meine bereits in Frankfurt/Main begonnene Arbeit an der „Single-Needle-Technik“ erfolgreich zu beenden.

Mithilfe dieser Methode war es möglich, Patienten mit nur einer einzigen Kanüle, d.h. mit nur einer Punktion der sog. Cimino-Fistel an eine Dialyse-Apparatur anzuschließen. In USA ermöglichte dies wegen der großen Entfernungen die Heim-Dialyse, welche die Patienten mithilfe der Angehörigen zuhause durchführen konnten.

In den darauffolgenden Jahren bestand weiterhin enger freundschaftlicher und wissenschaftlicher Kontakt mit Familie Kolff in Salt Lake City und meiner Familie und zwischen der Nephrologischen Abteilung im Klinikum rechts der Isar in München.

Nach meiner Rückkehr nach München 1972 richtete ich dort die nach der Flugzeugkatastrophe in Riem 1958 mit der Fußballmannschaft von Manchester United immer noch fehlende aber dringend benötigte Dialyse-Station und eine Nephrologische Abteilung im Klinikum r. d. Isar an der Technischen Universität München ein.

Bis zu meiner Emeritierung im Jahr 2000 konnte ich dort die Geschichte der Künstlichen Niere und die Entwicklung immer neuer Generationen von Dialysemaschinen seitens der internationalen Industrie durch die Erprobung an der Klinik mitgestalten und verfolgen.

Eine der wichtigsten Neuerungen war die Einführung des Kapillar-Dialysators. Das Blut des Patienten wird durch ein Bündel von Hohlfasern geführt, das von außen im Gegenstrom von der Dialyseflüssigkeit umströmt wird. 

Modernste Technologien werden nunmehr in den Dialysemaschinen dazu verwendet, die Dialyseflüssigkeit in verschiedenster Konzentration in Abhängigkeit von den Bedürfnissen des Patienten herzustellen und genau zu steuern. Der Blutfluß zwischen Patient und Maschine wird genau überwacht, vor allem auch, daß es zu keinen Blutverlusten in dem sogenannten extrakorporalen Kreislauf kommt. 

Der organisatorische, administrative und finanzielle Aufwand zur Durchführung von Dialysebehandlungen in der Klinik oder zuhause führte 1969 zur Gründung des Kuratoriums für Heimdialyse (KfH), welches seither weltweit Dialyseeinrichtungen betreibt.

Die hohe Komplexität der während einer Dialysebehandlung stattfindenden Abläufe und die dafür erforderliche genaue Kenntnis und die Fixierung auf die apparativen Gegebenheiten der zu bedienenden Dialyse-Maschinen führte allerdings auch dazu, daß das Wissen über die sich im Organismus der Patienten abspielenden Krankheitsabläufe bei der zuständigen Ärzteschaft im Bereich Nephrologie deutlich nachließ.

Zeit-gleich mit der  rasanten medizintechnischen Weiterentwicklung der Dialysegeräte wurden auf internationalen Fach-Kongressen und in der Fachliteratur unentwegt neue Erkenntnisse publiziert. Die in den Kliniken und nephrologischen Fachpraxen mit den Patienten-Problemen beschäftigten Kollegen waren mit der Vielzahl dieser Mitteilungen überfordert, die daher nicht wahrgenommen oder ignoriert wurden. Dies gilt auch für das nun folgende:

Aufgrund einer durch einen schicksalhaften Zufall gemachten, medizinischen Entdeckung sind nämlich 80 bis 90 % aller Dialysebehandlungen  überflüssig. 

Dialysepflichtig gewordene AKUTE (ANV) oder CHRONISCHE NIERENINSUFFIZIENZEN (CNV) können durch eine relativ einfache, konservative, so früh wie möglich begonnene, Therapie  erfolgreich behandelt werden.

Ergebnis: 

Bei ANV ist eine „restitutio ad integrum d.h. die Wiederherstellung einer normalen Nierenfunktion in den meisten Fällen möglich.  

Bei Chronischer Niereninsuffizienz (CNV), ist eine signifikante Besserung der Nierenfunktion je nach der Art und dem Grad der Nierenschädigung möglich. Dialyse-Behandlungen wurden hierdurch überflüssig.

Historie:

1976 wurde ich konsiliarisch in die Urologische Klinik im Klinikum rechts der Isar gerufen. Ein älterer Patient hatte nach einer schweren, mehrstündigen, aber chirurgisch erfolgreichen Nierenstein-Operation ein Akutes Nierenversagen, d.h. seine Nieren schieden nur noch tropfenweise Urin aus. 

Die urologischen Kollegen hatten alles was lehrbuchmäßig empfohlen wurde schon angewandt und entsprechende Infusionen und wassertreibende Medikamente (Diuretika), allerdings erfolglos, verabreicht. 

Laut meiner konsiliarischen Stellungnahme erschien die Durchführung einer oder mehrerer Akut-Dialysen als unabwendbar. Ich mußte dabei auch auf die prognostisch leider wahrscheinliche, hohe Mortalität von 50 bis 80 % hinweisen, was bei meinen urologischen Kollegen wegen der bekannten Prominenz des Patienten blankes Entsetzen hervorrief.

Bei der genauen klinischen Untersuchung des Patienten waren mir allerdings einige internistisch-nephrologische Symptome wie tiefe Atmung und ein mittels pH-Messung saurer Urin aufgefallen, die auf eine AZIDOSE, d.h. Übersäuerung des Organismus hindeuteten.

Durch mehrfache Blutuntersuchungen anhand eines speziellen Laborgerätes, das nur in meinem nephrologischen Spezial-Labor vorhanden war, konnte ich den Befund einer Azidose quantitativ bestätigen und zumindest noch eine symptomatische anti-azidotische, intravenöse Infusions-Therapie mit dem Antidot; 8,4 % Natrium-Bikarbonat,  beginnen. 

Dabei passierte es, daß die doppelte bis dreifache Menge der laut Lehrbuch indizierten NaHCO3- Menge in den Patienten einlief, weil versehentlich die Rollklemme an der Infusionsleitung offen geblieben war.

Weitere Messungen ergaben dann auch einen weit über dem Normal-Spiegel von Natriumbikarbonat liegenden Wert im Blut des Patienten. Laut Lehrbuch bestand dadurch eine erhebliche Gefährdung des Patienten, dem es zu meiner Erleichterung aber klinisch sehr gut ging.

Gleichzeitig konnte ich feststellen, daß der pH-Wert des immer noch tropfenweise erscheinenden Urins im Katheter jetzt eindeutig alkalisch war, d.h. bei pH 8.0. Also mußte von dem zuviel infundierten Natrium-Bikarbonat doch etwas durch die „versagten“ Nieren hindurch in den Urin gelangt sein. Folgerung: Um den lehrbuchmäßig zu hohen Blutspiegel zu senken, mußte ich ein Medikament (LASIX) verabreichen, um das Bikarbonat vermehrt zur Ausscheidung zu bringen.

Jetzt geschah das unerwartete Wunder: innerhalb weniger Minuten begann der Patient mit einer Urin-Ausscheidung, die bis zum nächsten Morgen mehr als 20 Liter erreichte.

Damit wurde die befürchtete Dialysebehandlung überflüssig und der Patient überwand innerhalb der folgenden Tage sein Nierenversagen und konnte wieder normal alles ausscheiden.

Die physiologischen Grundlagen und Gesetze der renalen Bikarbonat-Ausscheidung  bei Mensch und Hund waren bereits 1949 von dem amerikanischen Physiologen Robert F. Pitts beschrieben worden und waren in jedem Lehrbuch der Nierenphysiologie zu finden. Für die klinische Medizin und Therapie waren sie jedoch bislang nirgendwo angewandt worden. 

Dieses auf den Gesetzen von R. F. Pitts beruhende Vorgehen wandte ich anschließend seit 1976 routinemäßig bei allen im Klinikum rechts der Isar vorkommenden Nierenversagen an. Bis zum Jahr 2000 wurden diese Erfahrungen in rund 20 deutsch- und englisch-sprachigen Publikationen von mehr als 300 erfolgreich ohne Dialyse therapierten Fällen mit AKUTEM Nierenversagen publiziert und in zahlreichen Symposien und Meetings vorgetragen. In der Apotheke des Klinikums rechts der Isar wurden jährlich mehrere tausend Liter einer speziellen sterilen Infusions-Lösung, „Die Kopp’sche Lösung“ hergestellt, mit der nach Wiederingangkommen der Nierenfunktion die anfangs recht hohen 24-Stunden Urinmengen quantitativ und qualitativ einfach substituiert werden konnten.

Dieses beim AKUTEN NIERENVERSAGEN (ANV) angewandte Therapie-Prinzip wurde seit 1976 auch beim Chronischen Nierenversagen (CNV) sehr erfolgreich angewandt, mit wenigen Ausnahmen für bestimmte Nierenerkrankungen. Hierdurch wurde  bei zahlreichen Patienten eine Chronische Dialysebehandlung vermieden. Literatur bei www.kf-kopp.de 

In der BRD gibt es derzeit etwa 70.000 Chronische Dialysepatienten (laut  Deutscher Gesellschaft für Nephrologie DGfN)
(Dialysepflichtige Patienten mit AKUTEM NIERENVERSAGEN (ANV) sind in dieser Statistik nicht enthalten)

Jeder Chronische Dialyse-Patient  benötigt  etwa 160 Dialyse-Behandlungen pro Jahr. Die Kosten pro Patient pro Jahr: circa € 50.000,-

Für 70.000  Patienten mit CHRONISCHEM NIEREN VERSAGEN (CNV) ergeben sich somit  Kosten von € 3.500.000.000.- pro Jahr! =  € 3.5 Milliarden Euro für CNV- Dialysen pro Jahr in der BR-Deutschland

Hiervon hätten etwa 80 % maximal 90 % eingespart werden können! Weil diese Dialysen vermeidbar sind !!!!

Zwei klinisch wichtige elektronische Geräte sollten hergestellt werden.  

Gerät 1: Ein elektronisches, programmierbares Urin-pH-Meter für die (Selbst)-Behandlung von ambulanten Patienten. 

Gerät 2 , ein elektronisches Urimeter für die automatisierte  Behandlung von stationären Patienten im Krankenhaus.

Für die stationäre Behandlung wird  die sogenannte Kopp'sche Lösung, die in  der Apotheke des Klinikums rechts der Isar, München hergestellt wurde,

benötigt. Siehe www.kf-kopp.de : Publikationen

Patienten, die schlucken können, benötigen ein leicht einzunehmendes Natrium-Bikarbonat-Präparat (Bonbon), (Dosis laut Gerät 1)

Verfügbare Präparate sind entweder zu teuer oder die Einnahme ist zu schwierig, d.h. die sog. Compliance d.h. die erforderliche Einnahme ist nicht gewährleistet.

Diabetes mellitus

Mittlerweile beträgt der Anteil der Diabetiker unter den chronischen Dialyse-Patienten etwa 50 %. Die diabetische Grundkrankheit schädigt aufgrund der damit verbundenen Gefäßveränderungen (diabetische Vaskulopathie) in Kombination mit Hochdruck neben vielen anderen Organen auch die Nieren so schwer, daß es zum dialysepflichtigen Chronischen Nieren-Versagen (CNV) kommt. Ein typisches Begleit-Symptom ist  eine metabolische Azidose aufgrund  der Pathophysiologie der Niereninsuffizienz und des Metabolismus bei diabetischem Insulin-Mangel im Organismus.

Durch konsequenten Ausgleich und Substitution der renalen und diabetischen Azidose durch orale oder intravenöse Verabreichung von NaHCO3 ergab sich eine Optimierung der diabetischen Stoffwechselsituation. Eine verbesserte Durchblutung minderdurchbluteter Regionen, z.B. der peripheren Gliedmaßen und der Augen kommt aufgrund einer arteriellen Vasodilatation im gesamten Organismus, dem sog. Thurau-Effekt, zustande.

Erforderlich hierfür ist die tägliche Zufuhr einer ausreichenden  Dosis von Natrium-Bikarbonat,  so viel, daß eine gewisse Menge davon wieder mit dem Urin ausgeschieden wird. Der gemessene Urin-pH zeigt dann einen Wert von pH 7,5 bis 8.0. Es kommt zu einer klinischen Verbesserung des sog. „metabolischen Syndroms“ in Form von Hypoglykämien, bzw. zu einer Verringerung des Insulin-Bedarfs. Es konnte auch gezeigt werden, daß die Nierenschäden ausblieben, bzw. nicht weiter zunahmen, wodurch  auch bei Diabetikern  die Dialyse-Pflichtigkeit verhindert wurde.

Auffällig bei dieser Patientengruppe war allerdings ein Mangel an Compliance. Erteilte Therapieanweisungen wurden immer wieder schnell vergessen, und die Bikarbonat-Therapie trotz subjektiver Besserungen häufig vernachlässigt. Mikrovaskuläre Blutgefäßveränderungen des Gehirns mit der Folge cerebraler Schäden könnten hierfür verantwortlich sein.

An dieser Stelle sei auch erwähnt, daß  bei den diabetologischen Fachkollegen, die wie in einem Elfenbeinturm verharren, die Bikarbonat-Therapie trotz sehr zahlreicher persönlicher Hinweise, keine Beachtung, bzw. Anwendung findet. 

Zusammenfassend

Als Therapie für das Akute Nierenversagen (ANV) und für das Chronische Nierenversagen (CNV) wird gegenwärtig weltweit immer nur ein apparatives Dialyse-Verfahren erwogen und angewandt. Die Bikarbonat-Methode wird ignoriert. 

Das Argument, die Bikarbonat-Methode sei unbekannt und unbewiesen, wird durch die Zahl wissenschaftlich fundierter, klinischer und experimenteller, internationaler Publikationen widerlegt, die leider auch ignoriert werden.  

Die Natrium-Bikarbonat-Methode beruht auf der klinischen Kombination von:

  1. einer nach R.F. Pitts physiologischen Konditionierung der Nephrone durch ein maximales Angebot von NaHCO3 und
  2. der pharmakologischen Blockade der Nephrone durch ein Schleifen-Diuretikum.

Hierdurch wird die physiologisch maximal mögliche Diurese, die sogenannte Bikarbonat-Alkali-Polyurie (BAP) in Gang gesetzt. Diese bewirkt eine ausreichende Elimination von Flüssigkeit und von harnpflichtigen Substanzen.

Die Bikarbonat-Methode kann beim Akuten Nierenversagen eine völlige Wiederherstellung der Nierenfunktion bewirken, beim Chronischen Nierenversagen eine ausreichende Besserung der Ausscheidungsfunktion der Nieren. Nur wenn die Nieren-Grundkrankheit unheilbar ist oder Folgeschäden verbleiben, die nicht mit der Bikarbonat-Therapie therapierbar sind, bleibt die Dialyse oder eine Nierentransplantation als einzige therapeutische Möglichkeit.      

Bei der Dialysebehandlung des Akuten Nierenversagens (ANV) muß mit einer Mortalität von mindestens 50 % gerechnet werden. Bei Chronischer Dialyse werden dem Patienten wöchentlich drei Behandlungen zwischen 4 und 6 Stunden für den Rest seines Lebens aufgezwungen.

Der Unterschied in der Lebensqualität der Patienten ist bei den unterschiedlichen Therapien daher sehr schwerwiegend.

Einschränkend gegenüber der erfolgreichen Anwendung der  Bikarbonat-Methode ist nach fast vierzig-jähriger (40 Jahre) Erfahrung  allenfalls folgendes festzustellen. Eine gewisse Zahl von Patienten folgt der Bikarbonat-Therapie auf die Dauer nicht gewissenhaft, vor allem dann nicht, wenn eine kompetente ärztliche Betreuung fehlt.

In der Geschichte der Künstlichen Niere könnte eine historische Wende eintreten, wenn Patienten vor dem Beginn einer Dialyse-Behandlung unter Hinweis auf die hier und im Internet bei www.kf-kopp.de  gegebenen Informationen, darauf bestehen würden, daß ein konservativer Therapie-Versuch mit der Natrium-Bikarbonat-Methode unternommen wird, durch welche die Dialyse in den meisten Fällen vermieden würde.