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Intravenöse Einleitung der Bikarbonat-Alkali-Polyurie (BAP) - Anhang 2

Indikationen und Risiken:

  1. Akutes (ANV) und Chronisches Nieren-Versagen  (CNV); Serum-Kreatinin > 1.9 mg/dl
  2. Flüssigkeits- Elektrolyt- Säure-Basen-Haushalts-Störungen, z.B. Schwitzen/Schweiß, Durchfall, Naso-gastrale Drainagen, kardio-renales  Syndrom, etc.
  3. Patienten mit nur einer Niere, funktionell oder anatomisch
  4. Nieren-Transplantat-Empfänger von Lebend- oder Leichennieren-Spendern
  5. Patienten mit System-Erkrankungen z.B. Diabetes, Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis, Hyperurikämie, Oxalose etc.
  6. Prä-Peri-Post-Einnahme oder Zufuhr von nephro-toxischer Medikation z.B. Antibiotika, Chemotherapie, Nicht-Steroidale Antiphlogistika (z.B.  Ibuprophen), Intra-arterielle oder intra-venöse Radio-Kontrastmittelgabe, Akzidentelle oder Suizidale Intoxikationen, Endogene Nephrotoxine bei Sepsis, Haemolyse,  Rhabdomyolyse
  7. Schwangere mit vorbestehender Chronischer Nieren-Insuffizienz (CRF) und/oder Gestose-Risiken: HELLP, EPH
  8. Trauma oder Multiples Trauma, Verbrennungen
  9. Prä- Peri- Post- Chirurgischem Eingriff
  10. Prä- Peri- Post- Multiples Organversagen (MOF)
  11. "scheinbare" Diuretika-Resistenz

VORGEHEN unter Intensiv-Überwachung (ICU):
Infusion von jeweils  100 ml Portionen  1-Molare =  8.4 %  NaHCO3 –Lösung via Zentral-Venösem Zugang bis zur Erreichung eines Blut-Bikarbonat-Spiegels von etwa  28 mMol/l  =  Basen-Überschuß (BE) von  ca.  +7
     FORMEL: 0.3  X  Körpergewicht (kg)  X  (BE +7)  minus  (BE gemessen)  =  mMol  oder ml 1-Molare NaHCO3 –Lösung
     Beispiel: 0.3 x 70 kg =  21  x  (BE +7) minus (BE -3)  =  21 x 10  =   210  mMol  oder  210 ml  1Molare NaHCO3-Lösung
Anschließend  Blut-Gas-Kontrolle,   initial  ARTERIELL

CAVE:  Cardio-pulmonale Insuffizienz, Hypoxie, Hypercapnie !!  falls indiziert:  Respirator-Therapie
CAVE:   Alkalosen anderer Ursache z.B.  Hypochlorämie,  Hyper-Ammoniaemie  etc.
Wichtig:  Na+, K+ , Ca++ , Cl-  in den Normbereich titrieren.Anschließende Blut-Gas- Kontrollen :  VENÖS  ausreichend.

ZIEL:   Blut-BE  > 7    Dann Schleifen-Diuretikum  Bolus intravenös:  
                                       Dosis:  Furosemid (LasixR ) 40 mg x Serum-Kreatinin mg/dl, alternativ Torasemid (ToremR) 20 mg x Serum-Kreatinin mg/dl
ZIEL:   Schlüssel-Ereignis:  Urin-pH   >  7  +  Polyurie :   =  >> 125 ml/h  =  2000 bis 3000 ml/24 h  =  BAP

 

Labor:  Urin-pH; Urin-Menge/h, Flüssigkeits-Bilanz, Blut-Gase, Elektrolyte, Serum- Kreatinin, -Harnstoff;  harnpflichtige Substanzen.  Anfangs stündlich dann  6 bis 3 mal täglich.
Achtung: Diabetiker: Blut-Glukose, Gefahr der Hypoglykämie > Anpassung der Blutzucker-senkenden Medikation !!!

Die Nierenschwelle (BE) für Bikarbonat ist variabel und abhängig von: Volumen-Status, Kalium-Bestand, Aldosteron, etc.
Daher:  Niedrigsten Blut-BE  identifizieren für  Urin-pH   >  7.4   zur  Vermeidung von  systemischer Alkalose.
Schleifen-Diuretikum:  Dosis/24 h per Infusion =  40 mg Furosemid (LasixR )  x  Serum-Kreatinin (mg/dl);  alternativ Torasemid (ToremR) 20 mg x Serum-Kreatinin

Die Bikarbonat-Alkali-Polyurie (BAP) = 3000 bis 4000 ml/24 h/ 70 kg Patient  ist über Tage, ggf. Wochen erforderlich für:

  1. Ausreichende Clearance aller urämischer Retentions-Produkte (BUN, Kreatinin, Harnsäure, Phosphat, etc.)
  2. Negativ-Bilanzierung der zugeführten Flüssigkeitsmenge z.B.  durch intravenöse Ernährung
  3. Genaue Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten zur Erhaltung  physiologischer Serum-Werte.

Urin-Volumina von mehr als 6000 ml pro 24 Stunden sind möglich und müssen entsprechend bilanziert werden !!
Erhöhte Serum-Kreatinin-Werte fallen etwa um 1mg/dl pro Tag.

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